Welches Sternbild funkelt denn da? Die Drehbare Sternkarte zur Orientierung
Welches Sternbild beobachte ich denn da? Und welche Himmelrichtung ist das? Ich denke fast Jeder hat sich in seinen ersten Beobachtungsnächten diese 2 Fragen gestellt. Schnell denkt man in so einer Situation an Sternkarten Apps wie Google Sky Map, Star Walk oder Stellarium etc. doch all diese Apps haben ein und dasselbe Problem: Sie stören unsere Dunkeladaption, denn wer auf sein Handy schaut und danach wieder in den Sternenhimmel wird feststellen das er für ein paar Minuten deutlich weniger Sterne sieht. Hier kommt dann unsere Drehbare Sternkarte ins Spiel. Ich möchte dir jetzt den Umgang mit einer solche Sternkarte erklären.

Doch vorne weg: Was ist eigentlich die Dunkeladaption? Grob gesagt ist die Dunkeladaption in der Astronomie der Zustand des Auges wenn es sich vollständig an die Dunkelheit der Nacht gewöhnt hat, dort sieht man im dunkeln meistens am besten. Blaues Licht oder ein leuchtender Handy Bildschirm stört diese massiv, deswegen gilt bei Nacht am besten Rotlicht Lampen verwenden da das rote Licht nur wenige bis gar keinen Einfluss auf die Dunkeladaption hat.
Dadurch ist eine Drehbare Sternkarte in diesem Fall unserem allwissendem Smartphone weit überlegen, denn sie strahlt kein Licht ab. Weil unsere Sternkarte aber nicht leuchtet empfiehlt sich eine Rotlicht Taschenlampe, denn rotes Licht stört die Dunkeladaption nicht.
Die Theorie
Wenn du dir jetzt die Sternkarte etwas genauer ansiehst, erkennst du aussen mehrere Skalen mit Uhrzeit und Datum, in der Mitte eine Sternkarte mit den Sternbildern, einer Auswahl der hellsten und lohnenwertesten Deep Sky Objekten und die 4 Himmelsrichtungen. Dazu ist ein Teil der Karte "ausgegraut" und ein anderer Elipsenförmiger Teil nicht- dieser zeigt dir den Part vom Himmel den du in der Nacht sehen kannst. Die Rote Linie, die Ekliptik, zeigt die Laufbahn der Sonne und annähernd die der Planeten und die vom Mond




Die drei dominierenden Sternbilder des Sommers der Schwan, die Leier und der Adler bilden mit ihren jeweils hellsten Sternen Deneb, Wega und Altair das Sommerdreieck. Sie bestreiten von Beginn der Nacht von Osten her ihren Weg in die Höhe. Im Süden befindet sich das Sternbild Schütze mit seinen großen Gas-Nebeln welche auch in kleinen Teleskopen als milchige Stellen wahrgenommen werden können.
Die rote Gradskala welche quer über die Karte verläuft kann genutzt werden um die Position der Planeten zu bestimmen, dazu sind aber noch ein paar mehr Daten notwendig als die die Sternkarte von sich aus hergibt.
So viel dann zur Theorie, am besten probierst du den Umgang mit der Karte am Tag erstmal gründlich aus und machst dich vertraut, denn im dunkeln gestaltet sich alles um einiges schwieriger, ich spreche da aus Erfahrung :)
Die Praxis
Die erste Beobachtungsnacht ist endlich da also nichts wie raus. Damit du die Sternkarte korrekt anwenden kannst musst du erstmal wissen wo Norden ist bzw. der nördliche Himmelspol direkt neben Polaris. Um das herauszufinden gibt es einen kleinen Trick: Wenn du den hinteren Teil des Großen Wagens also das hintere Rad mit der oberen Kante verbindest und diese gedachte Linie 5 mal verlängerst landest du neben einem recht hellem Stern, das ist Polaris welcher den nördlichen Himmelspol markiert.
Jetzt hältst du die Drehbare Sternkarte mit ihrem Mittelpunkt in diese Richtung und drehst sie so dass die Sternbilder ungefähr übereinander passen, also nicht unbedingt um 90 Grad versetzt sind. Der Himmelsausschnitt der auf der Karte abgebildet ist sollte jetzt mit dem realem Himmel übereinstimmen, sollte das nicht der Fall sein musst du die Uhrzeit nochmals auf das Datum ausrichten oder auch nur nachstellen, denn die Erde dreht sich und die Sterne "ziehen" weiter.

Hier nochmal bildlich dargestellt, Polaris Grün und der Große Wagen Gelb, auch wenn ich davon ausgehe dass diesen fast jeder kennt :)
Schnell wird dir auffallen dass du in dieser Position gut Richtung Norden beobachten kannst aber fast gar nicht Richtung Süden, da mache ich das immer so dass ich mich nach Süden drehe aber dann die Karte so halte das Norden immernoch nach Norden zeigt.
Die Sternbilder werden zum Rand der Karte immer weiter verzogen wie du vllt bemerkt hast. Bei der Sternkarte projiziert man eine Sphäre auf eine Scheibe, da geht das nicht anders wenn man die ungefähren Sternpositionen am Himmel beibehalten will.
Wenn du von einem Sternbild ins nächste mit deiner Beobachtung springen willst bietet sich das Starhopping an. Ich "hangel" mich dabei immer von einem hellen Stern zum Nächsten und suche nach aufälligen Sternkombinationen woran ich mich orientieren kann, dabei hilft die Farbe und die Helligkeit der Sterne besonders. Gute Anhaltspunkte sind auch Doppelsterne wie Mizar und Alkor im Großen Wagen welche schon in der Antike von den Römern als "Sehtest" verwendet wurden, denn in klaren Nächten erkennt ein Mensch mit guter Sehstärke 2 Sterne statt nur einem. In einem Feldstecher oder kleinem Teleskop sind beide dann deutlich unterscheidbar.
Ab jetzt heißt es genieße den Sternhimmel, arbeite noch etwas mit der Sternkarte oder beobachte doch mal durch ein Fernglas oder Teleskop und übe dich damit am Himmel zurechtzufinden. Vielleicht schaffst du es ja dir die großen Gasnebel in der Milchstraße oder die unzäligen Sternhaufen durch ein Teleskop anzusehen. Die Nebel werden als "Nebelschwaden" (z.b. M8, M17), offene Sternhaufen als Punkt-Kreis (M16, M25) und Kugelsternhaufen als Fadenkreuz (M13, M15) dargestellt. Die Andromeda Galaxie (M31, Galaxien werden als Ellipsen dargestellt) kann bei guten Sichtbedingungen auch im Fernglas als milchigen Fleck ausgemacht werden.
Ich hoffe ich konnte dir das Prinzip und die Handhabung einer Drehbaren Sternkarte näher bringen und dir zu Erfolgen bei der Beobachtung verhelfen. Die Karte die ich hier verwendet habe ist bald 8 Jahre alt (wenn nicht sogar mehr) und hat sich gerade am Anfang als sehr hilfreich erwiesen. Für kleines Geld bekommt der anfängliche Beobachter ein starkes Hilfsmittel, Drehbare Sternkarten gibt es in allen größen und auch Nachtleuchtend. In Mitteleuropa gängige Karten sind meist nur für unsere Breitengrade ausgelegt, wenn du also weiter nördlich oder südlich reist variiert der Sternhimmel je nachdem wie weit.
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