Der Adlernebel

 

Eines der bekanntesten Bilder das von Hubble jemals aufgenommen wurde sind die Säulen der Schöpfung mitten im Adlernebel im Sternbild Schütze.




Und genau das ist mein Ziel, ein Bild vom Adlernebel mit den Säulen der Schöpfung selbst aufzunehmen und mein eigen nennen zu können. Das alles mit meinem Omegon 154/600 F/4 Newton und meiner neuen ASI 294MC Pro gekühlten Astrokamera. In diesem kleinen Beitrag wollte ich meine Erlebnisse und den Weg zum Ziel festhalten und natülich auch das Ergebnis teilen.
Ich habe mich also 3 ganze Nächte lang nach draußen in die Kälte neben mein Teleskop gesetzt und über 8 Stunden Belichtungszeit auf diesen großen Emissionsnebel im Sternbild Schütze gesammelt und davon 2 Stunden wieder verworfen aufgrund von schlechter Qualität der 5 minütigen Einzelbelichtungen.


Am Anfang jeder fotografie Nacht steht erstmal schleppen auf dem Plan (das Equipment fliegt ja leider nicht von selber zum Beobachtungsort) sprich 4-5 mal laufen um Teleskop, Kamera, Montierung, Gegengewichte, Stromversorgung, und Hilfsmittel an Ort und Stelle zu bewegen. Danach aufbauen: Die Montierung in waage bringen und Gegengewichte anbringen, Teleskop und Kamera mache ich nie von der Montierung ab dadruch ist das ganze schon ausbalanciert -auch wieder Arbeit gespart. Alle Kabel rein und Strom an -Piep- die IOptron CEM25p Montierung fährt hoch, die ASI Air startet das W-LAN Netzwerk.

 

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Jetzt geht ans einnorden: ein Blick durch den Polsucher, sieht doch ganz gut aus, Polaris ist im Sichtfeld denke ich mir und drehe an der ersten Stellschraube. Hm sehr schwergängig, das war vorher nicht so... dann plötzlich ein knirschen, das ganze Ssytem vibriert mächtig!? Was ist denn jetzt passiert? Erstmal nachsehen, Joa scheint alles ok zu sein bis auf dass das ganze nicht mehr in waage steht...gut dann halt wieder ausrichten -ich weiß bis heute nicht was das gewesen sein könnte-. Danach nächster Versuch zum einnorden, jetzt lief alles wieder so wie es sollte. Noch schnell auf den Stern Arktur fokussiert und die neue ASI 294MC Pro auf -20 Grad Celcius runter gekühlt, die erste richtige Aufnahme Session mit dieser Kamera, ich bin gespannt.
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M16 kommt erst gegen 1 Uhr auf eine annehmbare Höhe daher habe ich mich dazu entschieden erst noch ein paar Einzelbilder auf Messier 27 (M27) den Hantelnebel als Test zu machen. Ein sehr schöner planetarischer Nebel im Sternbild Pfeil -auch visuell leicht zu beobachten-. Also M27 per GoTo von der Cem25P anfahren lassen und die ASI120mm Mini als Autoguider eingeschaltet. 2 sekündiger Live-Loop und ein Nachführfehler von rund 1,1 Bogensekunden (1,1") etwas hoch aber solange die Sterne nach 5 Minuten Belichtung noch rund sind kein Problem (das waren sie auch).


Als ich as erste Bild gesehen habe dachte ich mir nur so wow das übertrifft meine Erwartungen. Der Unterschied zwischen meiner vorigen Kamera einer nicht astromodifizierten Canon EOS 77D ist doch größer als gedacht. Warum? Eine astromodifizierte DSLR ist im roten bereich deutlich empfindlicher als eine normale DSLR. Das ist wichtig, da das im All am meisten vertretene Gas Wasserstoff ist, welcher hauptsächlich in den Wellenlängen von H-Alpha und H-Beta strahlt. H-Alpha wird von normalen DSLRs nur zu 20% wargenommen bei Astromodifizierten oder für die Astrofotografie spezialisierten Kameras wird H-Alpha zu fast 100% wargenommen, also ein deutlicher Unterschied.
Gegen 1 Uhr gings dann mit M16 dem Adlernebel weiter. Hier ging der Nachführfehler dann teilweise auf 1,9" hoch, soweit aber auch in Ordnung solange die Sterne rund sind


Ein paar kleine Optimierungen noch vorgenommen und dann lief das ganze erstmal. Irgendwann nach dem ich mich dann auf die nahegelegnede Bank gesetzt hatte bin ich doch tatsächlich eingepennt und wurde dann nach etwa 30 Minuten von Schritten!? geweckt! Schnell aufgestanden umgesehen, hm niemand da... dann gelauscht... wieder schritte die sich näherten langsam aber sicher auf dem Feldweg wo ich direkt neben war. Als ich mir dann ziemlich sicher war dass diese "Person" praktisch direkt vor mir Stehen müsste hab ich dann schlagartige meine doch extrem helle Taschenlampe angemacht und niemand da... dann eine Bewegung! Ein Hase mitten auf dem Weg vor mir! Wir sehen uns an, er spitzt die Ohren dreht sich weg und zieht ab, Fronten geklärt.


Mit der Mogrendämmerung habe ich dann zusammengepackt und bin müde und zufrieden nach Hause gestiefelt mit 36x5Minuten Belichtungszeit im Gepäck. Die anderen 2 Nächte verliefen Relativ reibunglos aber ähnlich, so dass ich am Ende 98 Einzelbelichtungen a 5 Minuten hatte.
Das fertige Bild wurde darauf hin mit je 60 Dark, Flat und Darkflat Korrekturbildern in der kostenlosen Stacking Software DeepSkyStacker (DSS) gestacked und in Photoshop nachbearbeitet, sprich das Bild strecken, Kontrast erhöhen, die Sterne verkleinen, die Farben korrigieren/anpassen, Bildrauschen verringern und die Strukturen schärfen

Das Fertige Bild enthält rund 6 Stunden Belichtungszeit Aufgenommen in den Nächten auf den 15. 16.und 21.5.2020 mit dem Omegon 154/600 F/4, der ASI 294MC Pro und einem Optolong L-Pro Lichtverschmutzungsfilter unter einem Bortle 4 Himmel
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Bildausschnitt aus Stellarium


Technische Details
Objekt: M16, NGC 6611, Adlernebel
Auflösung: 4144x2822
Sichtfeld: 1° 49'x 1° 14'
Belichtungszeit: 6 Stunden RGB a 5min Subframes
Kamera: ASI 294MC Pro
Teleskop: Omegon Pro Astrograph 154/600+ Baader MPCC III
Montierung: IOptron CEM25p
Guiding: ASI 120mm Mini+ ZWO 60mm Guidescope
Steuerung via ASIAir und Smartphone
Filter: Optolong L-Pro 2"

 

Fazit
Natürlich kann man meine Aufnahme vom Adlernebel nicht wirklich mit der von Hubble vergleichen, erdbasiertes Amateurequipment vs Weltraumteleskop mit Schmalbandfiltern, eigentlich ziemlich eindeutig. Trotzdem ist mir die (Weitfeld) Aufnahme gut gelungen, die berühmten Säulen der Schöpfung treten gut im hier blauen Herzen des Emissionsnebels hervor. Die Farbgebung ist wie immer geschmackssache, mir gefällt die Idee das Sauerstoffreiche (OIII) Zentrum blau zu färben und den äußeren OIII armen bereich im schönen rot vom ionisierten Wasserstoff (H-Alpha) und ionisierten Schwefel (SII) leuchten zu lassen. Potenzial nach oben gibt es immer aber für eine erstes ablichten dieses Nebels meinerseits bin ich alle mal zufrieden.

 

Etwaige Grammatik oder Rechtschreibfehler dienen der Unterhaltung


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