How to Astrofotografie
Teil 1

Wenn ich so durch das Internet stöber kommt mir meist eine Flut von Astrofotos entgegen. Bilder der Milchstraße vor spektakulären Landschaften, Startrails, Sternschnuppen Aufnahmen und detailreiche Bilder von Planeten um nur mal ein paar zu nennen. Ein großer Teil sind aber Deep Sky Aufnahmen, Bilder von Emissions-, Reflexions- und planetarischen Nebeln, Sternhaufen tausende von Lichtjahren entfernt, sowie von Galaxien soweit entfernt dass es fast unmöglich ist sich die Entfernung dieser auch nur ansatzweise vorzustellen. Das sind die Bilder die ich wirklich spannend finde, die ich mir möglichst groß und detailreich ansehen will und was mich am meisten intressiert: was wurde unternommen um das Bild aufzunehmen?

Hier im How to Astrofotografie will ich dir meinen Workflow zur Aufnahme eines Deep Sky Astrofotos zeigen, sozusagen eine Schritt-für-Schritt Anleitung. Ich kann dir aber nur meinen Weg beschreiben, am Ende findet eh jeder seinen eigene Art und Weise um ein Deep Sky Objekt abzulichten.
Im ersten Teil beschäftige ich mit der Wahl des richtigen Standorts, dem aufbauen und einnorden der Montierung. Wenn du das "Tutorial" hier liest und anwenden willst gehe ich davon aus dass du dich zumindest ein wenig vorher mit der Materie auseinander gesetzt hast und dir ein paar Begriffe wie RA- und DEC-Achse, Montierung, Polsucher, Azimuth und Altitude etc geläufig sind und ganz grob weißt wo du anpacken musst :) All mein Equipment findest du unter dem Equipment Tab im Menü.

Der richtige Standort
Wer nicht gerade mitten in der nirgendwo wohnt wo der nächste Nachbar ein paar Kilometer entfernt ist hat sicherlich schonmal den Störfaktor Lichtverschmutzung erlebt. Um diesem entgegenzuwirken oder zu umgehen gibt es mehrere Möglichkeiten: die beste aber gleichzeitig schwierigste ist wahrscheinlich an einen Ort ohne Lichtverschmutzung zu ziehen. Dann gibt es aber noch ein paar Wege um zu schummeln wie Breitband Lichtverschmutzungsfilter welche spezielle Wellenlängen des sichtbaren Lichts die mit der Lichtverschmutzung assoziiert werden herausfiltern oder Schmalbandfilter die nur noch eine ganz bestimmte Wellenlänge durchlassen und alles andere abblocken und dadurch ermöglichen selbst aus der Großstadt nutzbare Aufnahmen zu gewinnen.
Da ich die möglichkeit habe unter relativ dunklem Himmel zu fotografieren reicht mir ein Breitband Filter wie der Optolong L-Pro. Dennoch sollte man damit auch nicht direkt unter einer Laterne stehen.


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Was ist denn jetzt der passende Standort für meine Beobachtungs- sowie Fotografienächte?

Der passende Standort ist für mich ein hoch gelegener Ort möglichst weit weg von künstlichen Lichtquellen mit offener rundumsicht in alle Himmelsrichtungen vorallem aber nach Osten und Süden und ein gutes Stück in den Westen. Im Optimalfall reicht der Blick jeweils bis auf den Horizont hinab. 
Leider muss ich mich ohne Rundumsicht begnügen und habe nur offene Sicht nach Osten, Süden und ein Stück nach Westen. Den Süden finde ich besonders wichtig da dort das "Gute Zeug" am Nachthimmel zu sehen ist wie im Sommer die Milchstraße und im Winter Orion mit all seinen Gasnebeln. Ein freier Blick auf Polaris sollte gegeben sein auch wenn das einnorden auch auf anderen umständlicheren Wegen funktionieren kann.
Um wirklich die besten Aufnahmen machen zu können sollte die Montierung auf einem festen moglichst Vibrations freiem Untergrund stehen. Außerdem sollte man Wind und die nähe von Flussläufen nicht unterschätzen, denn gerade im Frühjahr und im Herbst steigt oft Nebel von Gewässern auf welcher die Anfangs so vielversprechend aussehenden Nächte komplett zerstören kann.

Aufbauen des Setups
Damit eine gute Aufnahme entstehen kann muss neben dem Standort noch ein anderer Faktor stimmen: ein gut aufgebautes Setup. Da spreche ich jetzt nicht davon das beste und teuerste Equipment zu besitzen (natürlich hilft das aber man kann auch mit einem einfachen Setup extrem gute Aufnahmen machen) sondern davon dass das Setup gerade und stabil steht, ausbalanciert und gut eingenordet ist. Sehr wichtig ist auch noch das die Montierung alles wirklich problemlos tragen kann, d.h. wenn sie eine Tragkraft von 10kg hat wird sie nicht mit 10kg Ausrüstung beladen sondern am besten nur mit 7kg oder weniger. Es gibt da eine Faustformel die besagt das die Montierung mit nicht mehr als 50% der maximalen Tragkraft beladen werden sollte- halte ich dann doch für etwas übertrieben.
Wenn ich dann am Beobachtungsstandort meiner Wahl stehe stelle ich als erstes das Stativ auf und packe den Montierungskopf der IOptron CEM25p drauf und mache ihn fest. Jetzt schaue ich dass die RA-Achse (die Rotationsachse welche die Erddrehung ausgleicht) mit dem Polsucher schonmal grob Richtung Norden ausgerichtet ist. Als Nächstes kommt die Gegengewichtsstange mit 1x5kg und 1x3kg Gewichten an die Montierung und danach mache ich das Teleskop an der DEC-Achse fest. An das Teleskop kommen direkt das Guidescope mit Guidekamera in den Sucherschuh, die ASIAir klebe ich mit Klett an den Tubus vom Teleskop und meine gekühlte ASI 294MC Pro Astrokamera mit Komakorrektor, Abstandshalter und Filter kommen in den Okularauszug. Die ganzen Kabel schließe ich direkt im Anschluss an nachdem meine 2 Powertanks eingeschaltet sind. Die Kühlung der 294MC Pro fängt meist direkt von selber an zu arbeiten, dennoch stelle ich diese direkt auf -20°C ein damit der Sensor Zeit hat kalt zu werden.
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Der Fotografische Aufbau in der Nacht. Das Guidescope und die Guidecamera befinden sich auf der Rückseite des Teleskops
Weil ich aber ungerne mein ganzes Setup in jeder Nacht aus allen Einzelteilen wieder zusammenbauen möchte (eventuell bin ich da auch einfach zu faul für) mache ich nur das nötigste ab. Alles was nicht den Transport per Hand behindert bleibt also zusammen, somit sitzt das Teleskop mit allen daran angebrachten Sachen noch auf der Montierung und diese auf dem Stativ. Die Gegengewichte und Kabel für Strom mache ich ab, sonst ist das zu unhandlich. Damit ist mein Setup so gerade noch leicht genug dass ich es zum Beobachtungsort tragen kann.

Ausbalancieren der Achsen
Das ausbalancieren der Achsen ist sehr wichtig damit die Mototren der CEM25p nicht stärker als nötig beansprucht werden und diese die Sterne gut nachführen kann. Dazu fängt man am besten mit der DEC-Achse an. Wichtig ist dass hierfür alles an Equipment angebracht ist, denn wenn nach dem ausbalancieren noch was hinzu kommt passts nicht mehr, ist ja logisch.
Also zuerst löse ich die Klemmung der Achse lasse sie los und schaue in welche Richtung das ganze "fällt". Dann wird nachjustiert, ich löse die befestigung von Teleskop etwas und schiebe es in der Prismenschiene etwas hin und her je nachdem wo der Schwerpunkt war. Manchmal hilft es auch die Achse um 90° zu drehen wenn der Schwerpunkt unten ist und sich die Achse nach dem lösen nicht von selber wegdreht. Die Schritte wiederhole ich so oft bis die DEC-Achse in jeder Position still stehen bleibt. Es kann vorkommen dass das letzte bisschen nicht will, eventuell ist es dann nötig das Teleskop in den Teleskopschellen selber zu drehen, bei meinem Omegon Astrographen war das der Fall. Danach natürlich wieder die Achse klemmen.
Die RA-Achse auszubalancieren ist theoretisch eigentlich sehr einfach, Klemmung lösen und dann bewege ich die Gegengewichte an der Gegengewichtstange auf und ab bis auch hier das Teleskop in jeder still Position stehen bleibt. Weil ich mich jedoch einmal dumm angestellt habe und mir der Montierungskopf vom Stativ runtergefallen ist hat die RA-Achse einen weg und ich benötige eine zweite Gegengewichtstange welche ich im 90° Winkel zur anderen anbringen muss. Daran habe ich ein paar Unterlegscheiben am Ende befestigt und mit einem einfachen Kabelbinder fixiert- nicht schön aber selten. Der Ultimative Test ist dann wenn beide Achseklemmungen gelöst sind und das ganze dann immernoch in jeder still Position stehen bleibt.

Ausrichten der Montierung
Vor dem einnorden kommt noch ein letzter kritischer Schritt. Das Stativ mit dem Montierungskopf muss waagerecht also "Gerade" stehen. Zumeist ist irgendwo auf den Montierungskopf oder dem Stativ eine Libelle als Hilfe angebracht. Ich stelle mich immer zuerst hinter die Montierung (ich schaue dann praktisch Richtung Norden ), drehe die DEC-Achse so dass ich frieie Sicht auf die Libelle habe und schaue wie schief alles steht. Dann fange ich an über die Verstellung zweier Stativbeine die Luftblase der Libelle in einer Richtung in die Mitte zu bewegen. Danach stelle ich mich 90° versetzt hin und richte mit dem verbleibendem Bein die Luftblase auch hier mittig aus. Für mich funktioniert das so am besten, da ich so mit einem Plan vorgehe und nicht wahllos irgendwelche Beine verstelle bis es passt. Bei der CEM25P sitzt die Libelle echt bescheiden und ist nur von der Seite gut erkennbar, von Oben gar nicht und von hinten nur bedingt durch eine wenig Platz zwischen den Gehäusen -für mich ganz klar schlecht konstruiert.
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Die Libelle an der Seite der iOptron Cem25P, rechts davon die Breitengrad Skala und unten links eine von 2 Klemmungen dieser
Das Einnorden
Du hast soweit beim aufbauen und ausbalancieren alles gegeben, aber jetzt kommt der wohl kritischste Part. Wenn deine Montierung nicht gut eingenordet ist kannst du den Rest so gut gemacht haben wie du willst, es ist dann einfach nutzlos und zum Scheitern verurteilt.
Beim Einnorden wird die RA-Achse der Montierung parallel zur Erdachse ausgerichtet auf den Nördlichen Himmelspol (NCP), dadurch ist es möglich den Bildauschnitt "einzufrieren" also die Erddrehung für das Teleskop auszugleichen. Bei den meisten Montierungen wird dies durch ein Polsucher, ein kleines Fernrohr mit beleuchtetem Fadenkreuz verbaut in der RA-Achse vorgenommen. Es gibt aber auch andere Computer unterstützte möglichkeiten um maximale Präzision dabei zu erlangen.
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Position der Rotationsachsen und des Polsuchers
Der Nördliche Himmelspol liegt sehr nah beim Stern Polaris, auch Polarstern genannt, im Sternbild des kleinen Wagen. Damit präzise eingenordet werden kann hat das Fadenkreuz im Polsucher ein Ziffernblatt wie bei einer Uhr. Polaris wird beim einnorden Datum, Uhrzeit und den PGS Koordinaten entsprechend auf diesem platziert. Dafür muss ich aber genau wissen wo, bei meiner iOptron Montierung kann ich mir die genaue Position auf dem Handcontroller anzeigen lassen, dafür muss ich aber per GPS meine Position bestimmt haben oder manuell eingeben. Es gibt auch spezielle Apps dafür die man sich einfach runterladen kann. Lassen wir den Handcontroller hierfür Beispielhaft einmal die Position von Polaris auf 9:20Uhr anzeigen.
Wenn ich vorher die Montierung richtig aufgebaut habe sollte ich beim Blick durch den Polsucher Polaris im Sichtfeld haben. Danach löse ich die Klemmungen und bewege ihn mit den Azimuth Stellschrauben (links/rechts) grob Richtung 9:20Uhr. Wenn ich vorher aus unerfindlichen Gründen zufällig den Richtigen Breitengrad an der Montierung eingestellt haben (mechanisch an der Montierung selber, nicht die GPS Koordinaten im Handcontroller!) brauche ich nicht an der Altitude Stellschraube (Höhenverstellung) drehen. Das ist in 99,99% der Fälle nicht so und ich muss die Höhe korrigieren. Jetzt komme ich zur Feineinstellung und mache die Klemmungen etwas fester und stelle nach. Achtung beim festigen der Klemmen kann sich die Montierung verschieben, ungedingt nachher noch einmal kontrollieren! Zuletzt noch die Montierung auf Null Position fahren und dann bin ich Good-to-Go.

Das war der erste Teil vom How to Astrofotografie ich hoffe er war intressant und informativ für dich. Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit dem aufhnemen der einzel Bilder, dem passendem Himmelsobjekt und dem Autoguiding. Solltest du Verbesserungen oder Anmerkungen haben kontaktiere mich gerne!

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