Besuch beim Veil-Nebel

Bei einem der wohl extremsten Ereignisse im Universum fand vor rund 8000 Jahren im Sternbild Schwan ein Stern sein Ende. Bei einer Supernova explodierte er und schleuderte seine Gase in den umliegenden Raum. Durch die Explosion selber, die UV-Strahlung umliegender Sterne und Hitze begann das Gas zu leuchten, der Veil oder auch Cirrusnebel wurde geboren!
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Weitfeldaufnahme von letztem Jahr mit der EOS 77D und einem UHC und H-Alpha (Ha) Filter, ein HaGB Kompositbild

Ich war mal wieder 3 Nächte lang auf und habe Fotos gemacht vom Veil-Nebel. Angefangen mit diesem Projekt habe ich eher aus Zufall, ich habe mein Teleskop bei mir im Garten aufgebaut und mir überlegt was ich den Aufnehmen könnte. Dieses Jahr hatte ich den Veil-Nebel noch nicht aufgenommen und wollte auch gerne schauen wie groß der Unterschied zwischen meiner normalen EOS 77D und dern "neuen" ASi 294MC Pro doch wirklich ausfällt. Der Bildausschnitt war noch für den Adlernebel eingestellt stellte sich aber auch hier als ein sehr vielversprechender Bildausschnitt hierfür heraus. 

Eine schwere Aufgabe
Mein Teleskop steht in der ersten Nacht im vom Laternenlicht voll erhelltem Garten hinterm Haus. Direkter Lichteinfall in die Teleskopöffnung von vorne ist alles andere als von Vorteil, das wird auch für den Optolong L-Pro Lichtverschmutzungsfilter nicht einfach. Warum ich nicht an den Beobachtungsort meines Vertrauens gegeangen bin weiß ich nicht mehr genau, vllt war am nächsten morgen irgendein Termin wo ich mehr als nur halb wach erscheinen musste. 
Aufgebaut, eingenordet, fokussiert und den ganzen anderen kram eben dann ging es auch schon los. Wenn ich den Katalognamen vom Veil-Nebel, NGC6960, in den Handconroller der CEM25p eingebe wird der helle Stern 52Cygni in die Bildmitte gebracht, diesen habe ich dann stückweise in die Rechte Obere Ecke bewegt bis ich zusätzlich noch Pickering`s Triangle mit im Sichtfeld hatte. Nach einem 3 minütigem Testbild konnte ich sagen das ist ein großartiger Bildausschnitt! Die Sterne im Bild waren rund, da habe ich auf Autorun umgestellt noch eben 2 weitere Bilder abgewartet und bin dann guten Gewissens schlafen gegangen. Wie zu erwarten hatte ich dann einen schönen großen Gradienten am Ende im Bild...
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Screenshot aus der ASIAir, Der Veil-Nebel liegt diagonal am hellen Stern unten links


Unerwarteter Besuch in der Nacht!?
2 Wochen später bekam ich eine weitere klare Nacht. Diesmal Fotografiere ich nicht aus meinem Lichtverseuchten Garten heraus sondern bin wieder am Beobachtungsort meines Vertrauens. Bedeutet zwar auch wieder 4 mal hin und her laufen um alle Sachen dorthin zu bewegen aber hey was macht man nicht alles fürs Hobby :) Beim aufbauen höre ich ein paar Stimmen auf dem Weg 50 Meter von mir entfernt, ich hatte so eine Kopflampe auf und hab die angelassen da ich dachte die kommen schon nicht vorbei, naja falschgedacht und zack hatte ich da 5 "angetrunkene" Leute in meinem Alter neben mir stehen. Und die gucken alle erstmal doof, "Samma was machst du denn hier?" fragt einer, ich entgegne nur "Ein wenig Sterne gucken und ein paar Fotos machen sograde..." "Gehört das alles dir und ist das ne Kamera?" Ich bejahe beides und erkläre grob was da so vor denen steht. Ich weiß nicht warum aber es sind da alle immer voll beeindruckt wenn die sehen was da alles steht, ich meine klar das sieht man nicht jedes mal wenn man besoffen durch die Gegend streift... Mir macht es auf jeden Fall immer Spaß die Gesichter zu sehen wenn ich erkläre das nicht nur die Nasa Bilder von den Sternen machen kann:)
Nach dem aufbauen und fokussieren kommt ein wahrscheinlich sehr bekanntes Problem für viele, der Bildausschnitt muss wieder hergestellt werden und das am besten exakt so wie in der Nacht zuvor. Die schlauen haben sich die Himmelskoordinaten aufgeschrieben und fahren die mit GoTo wieder an und hoffen dass es trifft, bzw. justieren nochmal von Hand nach. Und dann gibt es noch die die in dieser Hinsicht etwas faul sind- da zähle ich mich zu- diejenigen nutzen Platesolving, dabei werden die Sterne in einem Vorschaubild ausgewertet und mit Sternkarten verglichen, natürlich übernimmt das eine Software, in meinem Fall die ASIAir. Nach dem Auswerten sagt die Software der Montierung wohin sie gerade durchs Teleskop schaut und diese justiert dann nach, das braucht manchmal 2-3 Versuche aber danach stimmt der Bildausschnitt mit dem der vorigen Nacht fast exakt überein. Eine sehr sehr nützliche Funktion die ich definitiv nicht mehr missen möchte
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Screenshot aus der ASIAir, hier sind Nebelstrukturen gut zu erkennen. Die Masse an Sternen wird hinterher noch zum Problem in der Nachbearbeitung


Unspektakuläre Mondscheinnächte
Nach dem der Wettergott mich mit fast exakt einem Monat Wolken geärgert hat gabs dann wieder ein paar klare Nächte. Ein paar Nächte davon war ich auf der Jagd nach dem Kometen NEOWISE, was das für ein Krampf war erfährst du hier: Komet NEOWISE Behind The Image
Ich plane bis jetzt immer so 6+ Stunden Belichtungszeit pro Projekt/Bild ein, das klappt mit der ASI294MC Pro bisher auch echt gut. Gerade im Sommer wo die Nächte eh sehr kurz sind komme ich mit 3 Nächten auf diese 6 Stunden und daher ist das jetzt auch die letzte Session für den Veil-Nebel.
Während das Setup fleißig Bilder macht verdinge ich mir die Zeit damit mit meiner DSLR auf einem Stativ ein paar Fotots von diesem zu machen bevor der zu 50% beleuchtete Mond gegen 2 Uhr aufgeht. Im Hintergrund leuchten neben der sommerlichen Milchstraße auch noch Jupiter und Saturn, eine großartige Szene finde ich.
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Wirklich was intressantes ist die Nacht dann auch nicht mehr passiert, Ich hatte ein paar Wochen zuvor noch mein altes großes Teleskop reaktiviert und mitgenommen. Dadurch habe ich mir die großen Gasnebel Messier 8; 16; 17; und 20 angesehen. Messier 8 und 16 nehme ich als große milchige Flecken im Teleskop war, wenn ich weiß dass da was ist, M20 ist fast unsichtbar obwohl der auch sehr hell sein sollte. Mein Favorit ist jedoch für die visuelle Beobachtung im Sommer M17 der Omeganebel. Er ist zwar nicht viel heller als die anderen dafür konzentriert sich die Helligkeit auf eine kleinere Fläche, das lässt ihn heller wirken. M17 finde ich wirklich sehr schön anzusehen, allein schon dadurch dass ich da wirklich was erkennen kann. Beim Lagunennebel (M8) sehe ich auch deutlich was aber bei weitem nicht so viel wie beim Omeganebel. Die Tatsache jedoch dass das RIESIGE Ansammlungen von Staub und Gas sind wo wir fast schon zusehen können wie neue Sterne geboren werden muss man auch erstmal begreifen. Letztes Jahr bin ich im Urlaub zu dem Luxus gekommen mir M17 durch Dobson Spiegelteleskop mit einem 20 Zoll (51cm) großen Fangspiegel anzusehen und Ufff das ist schon ein wenig krasser, bei dem Lichtsammelvermögen springt dir der Nebel fast schon ins Gesicht...


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Der Veil-Nebel und Pickering´s Triangle. 6 Stunden (und ein paar krumme) Belichtungszeit mit 3 minütigen Einzelbildern.


Technische Details
Objekt: NGC6960, Der Veil-Nebel, Schleiernebel, Cygnus Loop
Auflösung: 4144x2822
Sichtfeld: 1° 49'x 1° 14'
Belichtungszeit: 6+ Stunden RGB a 3 min Subframes
Kamera: ASI 294MC Pro
Teleskop: Omegon Pro Astrograph 154/600+ Baader MPCC III
Montierung: IOptron CEM25p
Guiding: ASI 120mm Mini+ ZWO 60mm Guidescope
Steuerung via ASIAir und Smartphone
Filter: Optolong L-Pro 2"


Fazit
Ich muss sagen ich finde den Bildausschnitt einfach super, wie für den Veil-Nebel und Pickering´s Triangle gemacht! Der Nebel selber besteht aus ionisiertem Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff ist hier in der Wellenlänge von H-Alpha im roten Bereich des Lichtspektrums zusehen, der Sauerstoff (OIII) ist hier blau dargestellt. Für jede Kamera ist dieser Nebel ein guter Test um zu sehen wie gut sie die Farben seperieren kann.
Für eine Belichtungszeit von 6 Stunden ist das Ergebnis echt beeindruckend, es sind deutlich mehr feine Strukturen hervor gekommen wie ich erwartet habe. Den Nebel nicht in einem Meer aus Sternen "ersaufen" zu lassen war eine echte Herausforderung in der Nachbearbeitung wurden dementsprechend die Sterne auch stark verkleinert. Wie die letzten Jahre werde ich auch nächstes Jahr höchstwahrscheinlich wieder mein Teleskop gen Stenbild Schwan richten und den Veil-Nebel ablichten.
Dieses Bild werde ich mir in der nächsten Zeit auf Leinwand oder Alu drucken lassen und aufhängen. Die 3 Nächte fast durchmachen hat sich auf jeden Fall gelohnt!


Clear Skies




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