
Meine derzeitige Ausrüstung
Wer hat nicht mal in einer schönen klaren Nacht zum Mond hinauf geschaut und versucht ein Foto mit dem Handy oder der Kompaktkamera zu schießen und musste dann enttäuscht festgestellen dass das eigene Bild von den abertausenden fantastischen Bilden Online echt weit entfernt ist und es vllt doch etwas mehr braucht um eigene Atemberaubende Astroaufnahmen zu machen?
Den Blutmond vom 21.1.2019 habe ich bevor ich zur Arbeit bin mit meinem 150/750er Newton und einer Eos 77D fotografiert
Nun ja, ich glaube jeder der sich mit der Astrofotografie intensiver beschäftigt hat als das Handy gen Mond zu richten war bereits in dieser Situation. Manch einer hat sich vllt gedacht "das geht doch besser, nur Wie?" und darum soll es hier jetzt gehen. Ich zeige welche Ausrüstung ich aktuell nutze und versuche verständlich zu erklären was welches Teil bei fotografieren für eine Aufgabe hat. Vom Essentiellsten bis hin zu netten Hilfsmitteln um die Aufnahmensession angenehmer zu gestalten.
Die Montierung
Die Erde dreht sich oder drehen sich die Sterne um uns? Die Sterne ziehen langsam von Ost nach West am nächtlichen Himmel, das ist der Erddrehung verschuldet. Wenn wir nun eine Kamera in den Himmel richten werden die Sterne nach wenigen Sekunden zu Strichen auf unserem Foto, kann schön aussehen aber ist für die Deep Sky Astrofotografie mehr hinderlich als nützlich. Hier kommt jetzt die Montierung ins Spiel, eine solide Basis für Kamera und Teleskop welche die Erdrotation "ausgleichen" soll. In meinem fall ist das die IOprton CEM 25p, ein Centerbalanced-Equatorial-Mount mit satten 11kg tragkraft aus dem Hause IOptron. Bei einem Eigengewicht mit Stativ von gerade mal 9kg ist diese sehr gut geeignet umd an dunkleren Orte zu fahren als den Stadthimmel oder den im Laternenlicht untergehenden Garten. Bei der CEM25P handelt es sich um eine GoTo Montierung, ein Knopfdruck und das ausgewählte Ziel wird automatisch angefahren. Sie verfügt über 49.000 integrierte Objekt-Koordinaten und eine Periodische Fehlerkorrektur (PEC). Wenn richtig eingenordet stehen die Sterne im Sichtfeld still.
Das Teleskop
Gut, die Basis haben wir dann schonmal, jetzt brauchen wir noch etwas was mehr Lichtstärke und mehr Brennweite als unsere Handykamera hat: ein Teleskop oder Fotoobjektiv. Ich habe mich mittlerweile für ein Spiegelteleskop entschieden weil es mir ausreichend Brennweite und Lichtsammelvermögen für die Deep Sky Astrofotografie bietet. Der Omegon 154/600 Pro Astrograph hat mich durch seine hohe Lichtstärke von f/4 überzeugt und vergößert mit 600mm Brennweite deutlich mehr als ein Teleobjektiv. Eine kleine Blendenzahl wie f/4 ermöglicht mehr Licht in kürzerer Zeit auf den Kamerasensor zu schicken. ein f/4 Teleskop kommt mit einer 5 minütigen Belichtung auf die gleiche Helligkeit im Bild wie ein f/5 Teleskop in einer 10 minütigen Einzelbelichtung. Fast genau so wichtig, wenn nicht sogar wichtiger ist ein guter und stabiler Okularauszug (OAZ), dieser sollte in egal welcher position nicht durchrutschen oder verkippen.
Die Kamera
Für die Astrofotogrfie ist eine komplett manuell ansteuerbare Kamera unerlässlich. Um gute Bilder aufnehmen zu können sollte sich hier der ISO oder Gain Wert und die Belichtungszeit frei einstellen lassen. Bei mir erfüllt diesen Zweck seit Ende April nun die ZWO ASI 294MC PRO. Eine mit TEC Kühlung ausgetsattete für die Astrofotografie optimierte CMOS Kamera mit 11,3 Megapixeln und einem Micro-Four-Thirds großen Sensor. Warum gekühlt? Ganz einfach: ein Kamerasensor wird bei längerer Belichtung warm, daurch erhöht sich das Bildrauschen und das Signal vom Objekt geht in einem bunten Matsch unter. Wenn ich den Kamerchip aber runterkühle um sagen wir mal 20 Grad Celcius verringert sich das Bildrausche Enorm, ich bekomme also ein besseres Signal-Rausch Verhältnis (SNR).
Der Autoguider
Der Autoguider ist eine weitere kleine Kamera und ein weiteres Fernrohr welche beide nur eine Aufgabe haben: einen einzelnen Stern verfolgen und dessen Bewegung aufzeichnen und dann Impulse an die Montierung zu senden um die Nachführgenauigkeit zu verbessern. Die ASI 120MM Mini und das ZWO 60mm Guidescope liefern mir da echt gute Ergebnisse. Bei einem durchschnittlichen Nachführfehler von 1,0-1,3 Bogensekunden sind die Sterne auch noch nach 5 Minuten Belichtung rund. Mit 280mm Brennweite vom Guidescope und dem winzigen nicht mal Fingernagelgroßem Sensor der ASI 120MM its das Sichtfeld dieser Kombination sogar noch Kleiner als das der 294MC PRO und dem Omegon Newton. Ob das von Vorteil oder von Nachteil ist? Ich hab keine Ahnung aber es funktioniert und das ist was zählt finde ich. Generell beschreibe ich hier nur wie ich alles angehe, es gibt keinen "richtigen" Weg finde ich, für dich funktioniert etwas vllt besser wenn du es anders wie ich mache... Probier es aus!
Steuerungshard- und Software
Vorne Weg: Ich bin kein Freund von Laptops, mir gefällt der Gedanke nicht mich mit der Stromversorgung eines Laptops und etwaigen Treiberproblemen herumschlagen zu müssen. Daher nutze ich die ASIAir, ein Rasberry Pi Computer mit von ZWO mitgelieferter Software für die Astrofotografie, alles über ein Handy oder Tablet per W-LAN ansteuerbar. Das Aufnehmen, Speichern der Bilder, Einrichten des Bildauschnitts und das Autoguiding kann ich ganz bequem vom Handy aus vornehmen. Dazu ist das ganze auch noch relativ Energieeffizient! Bis jetzt hat die Steuerung mit der ASIAir bis auf ein paar Bugs nach Updates echt gut geklappt und war auch auf Entfernung und durch Wände aus dem Bett möglich, sehr von Vorteil wenn man keine lust hat im Winter neben dem Teleskop zu frieren.
Filter
In den Großstädten ist sie wohl am schlimmsten, die Lichtverschmutzung. Ich wohne zum Glück auf dem Land und kann theoretisch ohne Filter fotografieren, theoretisch! Doch selbst hier im bergigen Sauerland bekomme ich die so typische Orangen Gradienten der Lichtverschmutzung im Bild daher nutze ich verschiedene Lichtverschmutzungs- und Schmalbandfilter. Meine Favoriten sind der Optolong L-Pro und der Baader 35nm H-Alpha. der Optolong L-Pro ist ein Breitband Lichtverschmutzungsfilter welcher spezifische Wellenlängen herausfiltert. Meist nutze ich diesen bei Neu-Mond oder wenn kein Mond mehr am Himmel steht. Der Baader H-Alpha ist ein sogenannter Schmalband Filter, er lässt nur das Licht in der Wellenlänge von ionisiertem Wasserstoff durch, der H-Alpha Wellenlänge. Mit 35nm ist dieser relativ Breitbandig was für mich aber bis jetzt kein Problem darstellt. In Mondscheinnächten findet der H-Alpha Filter Anwendung auf Emissionsnebeln, Planetarischen Nebeln und und ein paar wenigen Wasserstoff reichen Galaxien. Was ich sonst noch an Filtern im Sortiment habe entnimmt man am besten dem nachfolgendem Bild
Sonstige Hilfsmittel
Klingt soweit ja alles schön und gut aber ohne Strom geht leider gar nichts. Deswegen schleppe ich jedes mal 2 Omegon Powertanks mit mir rum, einen mit 7 Ampere Stunden und einen größeren mit 17 Ampere Stunden. Die sind nicht ganz leicht aber nötig. Da ich kein Fan von unscharfen Bildern bin nutze ich als Fokussierhilfe eine sogenannte Bathinov-Maske welche es mir erlaubt über ein Strahlenmuster am Stern scharf zu stellen, am besten versteht man das Prinzip wenn man es einmal in Action gesehen hat.
Für meine persönliche Unterhaltung habe ich meist etwas zu Essen und zu trinken (Sterne gucken macht Hungrig!) mit sowie eine kleine Bluetooth Box die im Hintergrund etwas Rock Musik abspielt dabei.